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25.11.22

Schwarz-weiß Foto von mit Ton bedeckten Händen, die sorgfältig an einem Gefäß auf einer Töpferscheibe arbeiten, symbolisiert die Handwerkskunst in deutschen Manufakturen.

Deutsche Manufakturen vor dem AUS?

Von allen Seiten prasseln gerade steigende Kosten auf uns Verbraucher ein. Steigende Energiekosten, Lebensmittelkosten und ungebremste Spritpreise. Viele Konsumenten sind in eine Art „Schockstarre“ verfallen und treten in der umsatzstärksten Zeit auf die Ausgabenbremse. Auch Umfragen zu diesem Thema bestätigen diesen Negativtrend. Rund zwei Drittel aller befragten Haushalten wollen (oder müssen) in diesem Jahr weniger ausgeben für Geschenke (Quelle: Statista/ GfK). Auch das eigene Bauchgefühl grummelt gefährlich, wenn man zu dieser Zeit in deutschen Innenstädten unterwegs ist. Man freut sich zwar, dass man problemlos einen Parkplatz findet, dessen Chancen normalerweise schlechter als ein 6-er im Lotto (mit Zusatzzahl) sind, ist dann aber doch zunehmend irritiert ob der wenigen Leute. Es fehlt einem schon fast der Ellenbogen eines Fremden, der einen anrempelt oder der glühweinlastige Atem, der einem vor einem der vielen Weihnachtsmärkte in den Nacken weht.
Apropos Weihnachtsmärkte, während einige Betreiber noch darüber diskutieren, ob sie an der Beleuchtung sparen wollen, sind andere Veranstalter konsequenter und sagen ihre Märkte gleich ganz ab. Man wisse nicht, wie man die gestiegenen Energiekosten umlegen solle. Auf die Händler, die eh schon mit den mal wieder erhöhten Standgebühren zu kämpfen haben? Auf die Besucher, die sowieso schon Stacheldraht in der Geldbörse haben?
Natürlich sind alle diese Bedenken gerechtfertigt – aber sie treffen leider diejenigen, die gerade diese Märkte zum wirtschaftlichen Überleben gebraucht hätten: die kleinen Hersteller und Manufakturen.
Kleiner Rückblick: während mittelständischen Unternehmen (am liebsten in der Gesellschaftsform der GmbH), der Gastronomie und der Hotellerie auf Staatshilfen während der Coronazeit hoffen durften, blieben der Hilfeleistungen für Einzelunternehmer auf einem erschreckend niedrigen Niveau. Einige sind bereits dort auf der Strecke geblieben, besonders betroffen waren die, die ausgefallene Umsätze nicht durch einen eigenen, gut laufendem Onlineshop kompensieren konnten.
Die „Kämpfer“ unter ihnen, oder auch diejenigen, die ihr kleines Unternehmen nicht als Haupterwerb betreiben, konnten im letzten Jahr kurz aufatmen. Das Konsumklima verbesserte sich zusehends nach den Lockerungen, die Verbraucher haben nahezu „gelechzt“ nach Märkten und Ausstellungen. Man fühlte sich wieder frei und fast schon unbeschwert. Der Umsatz von regionalen Produkten überstieg sogar den der „Vor-Corona-Ära“. Alles schien wieder auf dem richtigen Weg zu sein, bis zu dem Zeitpunkt, als ein kleiner Mann beschloss, Krieg führen zu wollen.
Man kann förmlich zusehen, wie jede Auswirkung, die dieser politische Eskalationswille mit sich bringt, direkt und unmittelbar die heimische Produktion trifft:
1. Rohstoffknappheit: Aktuell sind nahezu alle Bereiche unserer Partner betroffen. Sei es Glasflaschen aus Italien für Spirituosen, die nicht mehr an Kleinstabnehmer geliefert werden können, oder auch Basisstoffe für die Herstellung von Naturkosmetik.
2. Energiekostenexplosion: Ich glaube nicht, dass ich das näher erläutern muss. Jede Manufaktur muss wirtschaftlich umdenken und hat nur zwei Möglichkeiten. Entweder den Gewinn weiter reduzieren, oder die Preise erhöhen. Das wiederum hat zur Folge, dass der eh schon sehr preissensible Konsument weniger kauft, was den Gewinn ebenso reduziert.
3. Gestiegene Spritkosten: In einem unserer vorherigen Blogbeiträge habe wir bereits sehr ausführlich über die zwangsläufige „Schönrechnerei“ der kleinen Hersteller geschrieben, die eine wirkliche betriebswirtschaftliche Betrachtung ihres Unternehmens quasi ad absurdum führt. Aber Fakt ist, dass alleine die Fahrtkosten zu Märkten, Messen und Ausstellungen sich verdoppelt haben. Wenn der kleine Händler dann auch noch zusätzlich eine Übernachtung miteinplanen muss, dann Prost Mahlzeit.
4. Preisanstieg bei Verpackungs- und Füllmaterialien. Jeder der kleinen Händler, der seine Kunden über ein Online- oder Offlinegeschäft bedient, gibt sich gerade im Bereich Verpackung und „Unboxing“ sehr viel Mühe. Sei es die persönliche Dankeskarte an den Käufer, farbige Papier-Sizzles, liebevoll eingefasst mit schönem Seidenpapier, beklebt mit einem personalisierten Sticker, gerade in diesem Bereich spürt man die Leidenschaft, die hinter jedem gefüllten Karton steckt. Auch hier hat der Händler im Grunde genommen nur zwei Möglichkeiten: er verzichtet auf diesen Teil der emotionalen Bindung zu seinem Kunden, oder er „schluckt“ die erhöhten Preise und senkt noch weiter seinen Gewinn.
Alle diese Faktoren, und ich hätte noch viel weiter ausholen können, sorgen dafür, dass kleine, regionale Händler nur eine Messerspitze entfernt vom betriebswirtschaftlichen Suizid stehen. Da ist es doch kein Wunder, dass immer häufiger der gewerbliche Leerstand in den Innenstädten bemängelt wird. Es kann ganz einfach nicht mehr bezahlt werden! Wie viele Teepackungen soll Tante Erna (hab ich mir gerade ausgedacht, bitte seht es mir nach – der Name ist natürlich frei erfunden) denn im Monat verkaufen, um wirklich Gewinn zu erzielen? Was meint ihr? 500? 1000? Und was macht sie in den umsatzschwächeren Sommermonaten, in denen der Aperol Spritz ganz klar der Gewinner im Rennen zwischen „Ostfriesischer Winterzaubertee“ und „Spritziger Sommercocktail“ ist.
Wen wundert es da, dass die Einkaufszentren von den großen Ketten dominiert werden und die wirkliche Vielfalt dabei auf der Strecke bleibt.
Auch im Onlinegeschäft sieht es nicht anders aus. Während das große A…. oder E…. zweistellige Milliardenbeträge im Quartal (nein, ich habe mich nicht verschrieben!) für Marketing einplanen, ist Tante Erna froh, dass ihr Neffe ihr einen Shop aus dem Baukastensystem günstig zusammengebaut hat. Dieser wird nun mühsam in Eigenregie mit rudimentären Onlinekenntnissen befüllt. Gelder für zusätzliche Marketingmaßnahmen gibt es einfach nicht.
Dann stellt Tante Erna fest, dass der Kunde, verwöhnt von den großen Playern, versandkostenfreie Belieferung, am besten am nächsten Tag, erwartet. Tante Erna kann entweder mitmachen (und die Versandkosten vom Gewinn abziehen), oder aufgrund der erhobenen Versandkosten mit weniger Umsatz rechnen. Und Tante Erna bekommt dazu in der Regel kaum, oder gar keine Vergünstigungen beim Versand, da sie nicht als Großkunde bei den Versendern gilt.
Wie also, liebe Leser, kann die kleine Manufaktur überleben?