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21.08.22

weizen

Alles mit Grannen ist KEIN Weizen!

Ich wollte eigentlich einen tollen Blogbeitrag rund um das Thema Weizenernte schreiben und suchte dazu nach einem passenden Bild in den einschlägigen Portalen. 
Ich habe tatsächlich sehr viele tolle Bilder gesehen… ABER… die wenigsten davon zeigten wirklich Weizen.
Woran liegt das? Vielleicht einfach Unkenntnis über die verschiedenen Getreidearten? Ich unterzog meine Vermutung einer forensischen Analyse (ich liebe diese Wörter "forensische Analyse", zuallererst habe ich diese im Film „Titanic“ gehört, als die gealterte Rose dieses dem Wissenschaftler Mr. Bodine antwortete, und ich wollte sie immer mal benutzen…). 
Kurz: ich befragte meine Kinder.
Ich ging davon aus, dass die Unterschiede der Getreideähren spätestens in der Schule behandelt werden. Aber keines meiner drei entzückenden Wesen konnte die Fotos, die ich ihnen zeigte, richtig benennen.
Also geht es heute im Beitrag nicht um die Weizenernte, sondern um die Getreidearten.
Fangen wir an mit dem Weizen:
In Deutschland das am meisten angebaute Getreide. Aber: Weizen hat keine Grannen (so nennt man die langen Fäden an der Ähre)! Gerne wird in der Werbung die romantische Stimmung von leicht wehenden Getreidefeldern eingesetzt, die Grannen brechen dabei das Sonnenlicht – Stop- Kein Weizen, auch wenn die Werbung für Weizentoast ist!
 Weizen wird hierzulande meist zu Mehl verarbeitet. Am bekanntesten und auch ungesündesten ist das Weißmehl. Dazu wurde dem Korn eigentlich alles entzogen, was gesund ist. Ursprünglich besteht das Korn aus dem fettreichen Keim, den ballaststoffreichen Randschichten und dem Endosperm. Da Fett jedoch ranzig wird, kamen findige Müller auf die Idee, nur noch das stärkehaltige Endosperm zu verarbeiten und den Rest an die Tiere zu verfüttern. Heraus kam das feine Mehl, das wir kennen, das jedoch nix aber auch rein gar nix mehr an Nährstoffen enthält.
Übrigens gehören auch Dinkel, Emmer und Einkorn zu den Weizenarten.
So…kommen wir zu dem Ding mit den langen Grannen. Dabei handelt es sich um Gerste.
Grannen kommt übrigens aus dem althochdeutschen Grana und bedeutet Barthaar. Diese feinen, bis zu 15cm langen „Haare“ können übrigens verdammt wehtun und sind wie kleine Pfeilspitzen. Auch für Hunde nicht ganz ungefährlich. Ein Bett im Kornfeld will also hier gut überlegt sein, so romantisch es auch klingen mag, Gerste hat Jürgen Drews dabei mit Sicherheit nicht im Sinn gehabt.
Ein weitere Unterschied zum Weizen ist, dass Gerste kein Gluten enthält, weswegen es nur als Mischwerk verbacken werden kann. Daher wird es eher als Tierfutter, oder, deutlich hervorhebenswerter, als Malz für Bier und Whiskyherstellung genutzt.
(Malz: ist kurz gekeimtes und dann wieder getrocknetes Getreide)
Nun zum Roggen: dieser wird von Halblaien häufig mit Gerste verwechselt, hat aber deutlich kürzere Grannen (aber genauso fies). Roggen ist ein sehr witterungsbeständiges Getreide (besonders der Winterroggen) und liefert die meisten Ballaststoffe (beinahe doppelt so viele wie Weizenkorn) und viele Vitamine. Dennoch spielt es bei uns in der Ernährung eine eher untergeordnete Rolle, dabei ist es gerade für Diabetiker eine interessante Lösung.
Roggen zeichnet sich besonders durch seinen hohen Anteil an Pentosanen aus. Pentosane zählen zur Gruppe der Hemicellulosen, auch Schleimstoffe genannt, und sind ein wesentlicher Bestandteil der Zellwand. In der menschlichen Ernährung sind sie als Ballaststoff von Bedeutung. So wird unter anderem das Hungergefühl gebremst, denn während der Verdauung binden Pentosane Wasser und quellen auf, sodass wir uns schneller satt fühlen.
Durch den niedrigen glykämischen Index (geringe blutzuckeransteigende Wirkung) wird dieser Effekt noch verstärkt. Somit schützen wir uns vor Heißhungerattacken und spüren eine Sättigung von 4 bis 8 Stunden. Roggenbrot als Frühstücksbrot macht satt und wäre daher ideal zum Start in den Tag. Besonders die aromatische und knusprige Kruste ist typisch für das Roggenbrot.
Und natürlich sei erwähnt, dass Roggen für die Wodkaherstellung verwendet wird.
Dann gibt es noch den Hafer, eigentlich kein wirkliches Getreide, sondern aus der Gattung der Süßgräser. Hafer kann man gut von den anderen Getreidearten unterscheiden, da er keine Ähren ausbildet, sondern Rispen. Hafer wird bei uns gerne in Form von Flocken gegessen. (Fun Fact: die bekannt Marke Kölln-Flocken hat mit der Stadt Köln soviel gemein wie eine Fleischtomate mit dem Südseestrand. Nämlich gar nichts. Der Name bezieht sich auf den Firmengründer Peter Kölln und der kommt, wie alles Gute, aus dem Norden, genauer gesagt aus Elmshorn, wo auch heute noch der Firmensitz ist, das nur by the way…) Haferflocken sind ebenfalls voll mit Ballaststoffen und waren in meiner fernen Kindheit als warmer Brei ein gerngesehener Frühstücksbegleiter. Aber auch die heutigen Youngsters haben ihnen mit dem Begriff Overnightoats ein cooles neues Ernährungsoutfit verpasst und das Internet ist voll mit Trendrezepten rund um den Hafer.
Hafer lässt sich neumodern übrigens auch zu einem veganen Milchersatz pimpen.
So…nun sollten alle Unklarheiten zum Thema Getreide geklärt worden sein, oder?